FAO
Im letzten Jahr engagierte sich das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in vielen Themen und Konferenzen zugunsten der dringend erforderlichen Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme, sowie einer nachhaltigen Ernährung. Drei wichtige Grossanlässe, namentlich die 26. Sitzung des Landwirtschaftsausschusses, die 45. Plenarsitzung des Ausschusses für Welternährungssicherheit (Oktober 2018) und die 41. FAO-Konferenz (Juni 2019) sollen an dieser Stelle herausgestrichen werden.
26. Sitzung des FAO-Landwirtschaftsausschusses von Oktober 2018
Der Landwirtschaftsausschuss (Committee on Agriculture (COAG)) der FAO definiert die allgemeinen politischen Leitlinien und das Arbeitsprogramm im Bereich Landwirtschaft. Der COAG tagt alle 2 Jahre, dieses Mal unter dem Thema «Innovation für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft».
Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann hielt am 1. Oktober 2018 die Eröffnungsrede, da die Schweiz in der Person des ständigen Vertreters der Schweiz an der FAO, dem International Fund for Agricultural Development IFAD und des World Food Programme WFP, François Pythoud, den Ausschuss zwischen 2016 und 2018 präsidierte. Der Bundesrat betonte in seiner Rede die Wichtigkeit von Innovationen für die Erreichung der Agenda 2030 und der globalen Ernährungssicherheit und, dass die heutigen Herausforderungen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft nach einem neuen Geschäftsmodell verlangen, welches die Vielfalt an Innovation fördert und nutzt.
Der FAO-Landwirtschaftsausschuss tagte unter der Leitung von Botschafter François Pythoud (rechts). BRJSA betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die heutigen Herausforderungen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft nach einem neuen Geschäftsmodell verlangen, welches die Vielfalt an Innovation fördert und nutzt.
Der COAG betonte die Notwendigkeit für eine tiefgreifende Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UNO wurde durchgehend als Referenzrahmen für diese Transformation anerkannt und der COAG verabschiedete die FAO-Richtlinien «Transforming Food and Agriculture to achieve the SDGs».
Der COAG stellte fest, dass es einen integrierten Multi-Stakeholder Ansatz brauche, um die komplexen Herausforderungen bei der Entwicklung von nachhaltigen Ernährungssystemen lösen zu können. Das von der Schweiz unterstützte One Planet (10YFP) Sustainable Food Systems (SFS) Programme solle weiterhin von der FAO unterstützt werden. Das SFS ist Teil des globalen 10-Jahresrahmen zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster (10-Year Framework of Programmes on Sustainable Consumption and Production, kurz 10YFP). Diese globale Multi-Stakeholder-Initiative hat zum Ziel, die Verschiebung zu nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern. Die Schweiz leitet dieses Programm zusammen mit Südafrika, WWF International und der niederländischen NGO Hivos.
Der COAG beauftragte die FAO bis zur nächsten Sitzung im 2020 einen Aktionsplan für die Jugend in ländlichen Gebieten zu entwickeln. Die Schweiz begrüsste, dass die Rolle der Jugend als Akteur des Wandels in Agrar- und Ernährungssystemen in der FAO zunehmend Beachtung findet.
Den Mitgliedern wurde auch der Verhaltenskodex zur nachhaltigen Nutzung von Dünger präsentiert. Er beinhaltet nicht nur Empfehlungen für chemische, sondern auch für organische Dünger und plädiert für eine ausgewogene und nachhaltige Verwendung von Düngemittel. Der Verhaltenskodex wurde von der FAO-Konferenz im Juni 2019 verabschiedet.
Der nächste COAG wird 2020 zum Schwerpunktthema «Nachhaltige Tierhaltung zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele» stattfinden.
45. Plenarsitzung des Ausschusses für Welternährungssicherheit (CFS) von Oktober 2018
Der Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) spielt eine Schlüsselrolle bei der globalen Gouvernanz für Ernährungssicherheit, Ernährung und nachhaltiger Landwirtschaft. Er ist zudem in die globalen Gespräche im Zusammenhang mit der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung involviert. An der 45. Plenarsitzung wurden verschiedene Aspekte mit Bezug zu den Themen Ernährung, Multi-Stakeholder Partnerschaften, und nachhaltige Entwicklungsziele diskutiert.
An seiner 44. Plenarsitzung (2017) hatte der CFS entschieden, freiwillige Richtlinien zu Ernährungssystemen und Ernährung zu entwickeln. Der 45. Plenarsitzung wurden die ausgearbeiteten «Terms of Reference» (ToR) für die Ausarbeitung der Richtlinien vorgelegt. Die Schweiz begrüsste die Verabschiedung der ToRs, betonte allerdings, dass bei der Ausarbeitung der Richtlinien die Produktion und der Konsum besser verlinkt werden müssen. Die zu entwickelnden Richtlinien und Politiken sollen Ernährungssysteme fördern, die sowohl für die Menschen als auch für den Planeten gesund sind und in dem Sinne zu einer nachhaltigen Ernährung beitragen. Die Verabschiedung der Richtlinien ist für Oktober 2020 geplant.
Der im Juni 2018 veröffentlichte High Level Panel of Experts-Bericht zum Thema «Multistakeholder Partnerships (MSP) to Finance and Improve Food Security and Nutrition in the Framework of the 2030 Agenda» wurde dem Plenum präsentiert. Die Schweiz betonte, dass der Bericht die richtigen Herausforderungen und Grenzen von MSP (u.a. Machtasymmetrien, Interessenkonflikte, zeitaufwendig für die Entscheidungsfindung) nenne.
Alwin Kopse, Stellvertretender Direktionsbereichsleiter Direktionsbereich Wissenssysteme, Technologie und Internationales, hielt die Eröffnungsrede des Side Events zu Jugend und Investitionen. Er betonte, dass es eine Involvierung aller Generationen brauche, um die globalen Herausforderungen in der Agrar- und Ernährungswissenschaft anzugehen.
Die Schweiz war Mitorganisatorin von drei Side Events zu den Themen Jugend und Investitionen, Agrarökologie und nachhaltige Ernährungssysteme.
41. FAO-Konferenz von Juni 2019
Die 41. FAO-Konferenz fand vom 22. bis 29. Juni 2019 am Hauptsitz der FAO in Rom statt. Die FAO-Konferenz ist das oberste Leitungsorgan der Organisation und tagt alle zwei Jahre. Sie setzt sich aus allen Mitgliedstaaten zusammen.
Die Hauptaufgabe der 41. FAO-Konferenz war die Wahl des neuen Generaldirektors. Gewählt wurde im ersten Wahlgang Qu Dongyu, der ehemalige stellvertretende Landwirtschaftsminister Chinas. Er übernahm am 1. August 2019 das Amt von José Graziano da Silva, das er bis Juli 2023 innehaben wird.
Die Mitgliedstaaten verabschiedeten das Budget für die kommende Zweijahresperiode 2020 – 2021 der Organisation. Es sieht keine Erhöhung der Pflichtbeiträge vor. Das Gesamtbudget der FAO ist weiterhin steigend, da sich die freiwilligen Beiträge verschiedener Geldgeber erhöhen sollen. In Übereinstimmung mit der Schweizer Position sollen in den nächsten zwei Jahren die Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme mit mehr Mitteln unterstützt werden. Die Forderung der Schweiz einer nachhaltigen Finanzierung zur Integration von Biodiversität in alle Sektoren der Landwirtschaft fand Einzug in den Abschlussbericht und soll bei der Ausarbeitung des finalen Arbeitsprogramm 2020 – 2021 berücksichtigt werden.
Daneben hat sich die Konferenz mit der dringend erforderlichen Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme beschäftigt. Sie verabschiedete denn auch eine Resolution zur nachhaltigen Landwirtschaft, einschliesslich Agrarökologie. Die Schweiz spielte bei der Ausarbeitung des Resolutionsentwurfs eine zentrale Rolle. Weiter verabschiedete die Konferenz den internationalen Verhaltenscodex für nachhaltiges Düngermanagement und eine Resolution zu antimikrobiellen Resistenzen.
Der Staatssekretär Bernard Lehmann und der Generaldirektor der FAO, José Graziano da Silva, haben die erste Rahmenvereinbarung zwischen der Schweiz und der FAO unterzeichnet. Die Rahmenvereinbarung stellt die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in den Mittelpunkt der bestehenden Zusammenarbeit und intensiviert die Kooperation, um die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme voranzutreiben.
Staatssekretär Bernard Lehmann und der abtretenden FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva unterzeichnen die Rahmenvereinbarung zwischen der Schweiz und der FAO. Die Vereinbarung stellt die SDGs ins Zentrum der Zusammenarbeit.
Anlässlich der 41. FAO-Konferenz verliehen die Schweiz und die FAO zum ersten Mal den Internationalen Innovationspreis für nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft. Der Preis, der in den beiden Kategorien «Digitalisierung und Innovation für nachhaltige Ernährungssysteme» und «Innovationen zur Förderung der Jugend in Landwirtschaft und Ernährungssystemen» vergeben wurde, soll die erfolgreiche Umsetzung hervorragender Projekte in der Praxis auszeichnen und deren Skalierung unterstützen. Die Preisträger werden deshalb in Zukunft darüber berichten, wie das Preisgeld zur weiteren Ausdehnung der Innovation in der Praxis beigetragen hat.
Aus den über 400 Dossiers erweckten drei besondere Aufmerksamkeit. In der Kategorie «Digitalisierung und Innovation für nachhaltige Ernährungssysteme» wurden zwei Projekte ausgezeichnet. Ein Projekt aus Brasilien, welches mittels einer kollaborativen Online-Plattform und der Schaffung der Marke «Origens Brasil» den direkten Austausch zwischen indigenen Gruppen im Amazonasgebiet und dem Markt ermöglicht. Die zweite Auszeichnung ging an ein Projekt aus Bangladesch, welches einen innovativen Ansatz verfolgt, um landlosen und am Rande der Gesellschaft stehenden Bauern die wirtschaftliche Eigenständigkeit zu ermöglichen. Als drittes Projekte wurde in der Kategorie «Innovationen zur Förderung der Jugend in Landwirtschaft und Ernährungssystemen» ein innovatives Agrobusinessprojekt aus Nigeria ausgezeichnet.
Der Internationale Innovationspreis in der Kategorie «Jugend» ging an ein innovatives Agrobusinessprojekt aus Nigeria. Mit dem von der Schweiz finanzierten Preis, soll die erfolgreiche Umsetzung hervorragender Projekte in der Praxis ausgezeichnet und deren Skalierung unterstützt werden.
Madeleine Kaufmann, BLW, Fachbereich Internationale Angelegenheiten und Ernährungssicherheit, madeleine.kaufmann@blw.admin.ch
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