Berufsbildung
Berufsbildung 2030
Als 2017 die Teilrevision Grundbildung im Berufsfeld Landwirtschaft in Kraft trat, entschied die Organisation der Arbeitswelt der Landwirtschaft sowie der Pferdeberufe (OdA AgriAliForm), nicht die nächste Überprüfung abzuwarten, sondern bereits zu jenem Zeitpunkt zukünftige Baustellen in Angriff zu nehmen. Tatsächlich waren mehrere zentrale Punkte noch ungeklärt, wie beispielsweise die Dauer der Ausbildung (3 oder 4 Jahre), das Modell für die Lektionenverteilung (linear oder progressiv), das Qualifikationsverfahren sowie die Anzahl der Eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse (EFZ) und/oder Spezialisierungen.
Ausserdem muss darauf hingewiesen werden, dass die Anforderungen an die Berufsbildung vonseiten der Branchenvertreter sowie auch vonseiten der Gesellschaft stetig zunehmen. Dass die Genehmigung zur Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln in Zukunft nicht mehr an das Erlangen eines EFZ gebunden sein wird, sondern an das Bestehen einer spezifischen Prüfung, deren exakte Form noch festzulegen ist, oder der im Rahmen der künftigen Agrarpolitik 2022+ erarbeitete Vorschlag, Direktzahlungen nur Landwirten zu gewähren, die bestimmte Module des Fachausweises besucht haben, sind Ausdruck dieser Tendenz.
Diese Entwicklung hat den Vorstand der OdA dazu bewegt, ein zweiteiliges Vorgehen auszuarbeiten, das auch eine Bedarfsanalyse während des Jahres 2018 beinhaltete, die unabhängig von der eigentlichen Überprüfung durchgeführt wurde. Dazu erteilte sie dem Eidgenössischen Institut für Berufsbildung den Auftrag, das Projekt vorzuspuren. Im Jahr 2018 fanden so zwei Workshops mit Vertretern aus der Praxis und aus der Bildung sowie mit externen Stakeholdern statt. Der erste Workshop hatte zum Ziel, die internen und externen Herausforderungen, mit denen die Branche bis 2030 konfrontiert sein wird, grob zu umreissen. Basierend darauf kristallisierte der zweite Workshop die Berufskompetenzen heraus, die notwendig sind, um diese zu bewältigen.
Gemäss den Workshopteilnehmern zählen zu den wichtigsten Kompetenzen, die Berufsleute mitbringen müssen:
Professionalität, produktionstechnisches Know-how;
Verständnis für Marktmechanismen;
Kommunikation;
unternehmerisches Denken;
Offenheit.
Ausserdem wurden die folgenden Hauptansatzpunkte herauskristallisiert:
Es muss besser abgegrenzt werden, was zur beruflichen Grundbildung und was zur höheren Berufsbildung gehört;
Die Spezialisierungen sollten möglichst Teil der höheren Berufsbildung sein;
Während der beruflichen Grundbildung sind weiterhin vertiefte technische Kenntnisse und Marktkenntnisse sowie grundlegende betriebswirtschaftliche Kenntnisse wichtig;
Im Rahmen der höheren Berufsbildung müssen erweiterte Kompetenzen im Bereich Kommunikation, Marktkenntnis, Unternehmertum, Risikomanagement, Betriebswirtschaft sowie Sozialkompetenz erlangt werden;
Die Ausbilder müssen weiterhin mindestens über einen Fachausweis verfügen sowie einen Kurs für Ausbilder absolvieren;
Die Betriebe bleiben der wichtigste Ort für den Erwerb der praktischen Kompetenzen.
Während des Jahres 2019 nahmen die Organe der AgriAliForm und die Mitgliedorganisationen die Ergebnisse dieser zwei Workshops zur Kenntnis und lancierten eine umfassende interne Konsultation der Mitgliedorganisationen der OdA. Zurzeit sieht der zeitliche Ablauf so aus:
EFZ: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis
EBA: Eidgenössisches Berufsattest
Gleichviele Lernende im Berufsfeld Landwirtschaft
Obwohl die Anzahl der Lernenden im Berufsfeld Landwirtschaft leicht rückläufig ist, zeigt die langfristige Tendenz nach oben. Die Arbeit in und mit der Natur, der Umgang mit Tieren, dem Boden und den Maschinen, die Vielfalt und die hohe berufliche Selbständigkeit sprechen die Jugendlichen offensichtlich an. Gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte sind die Grundlage für eine unternehmerische und nachhaltig produzierende Landwirtschaft. Dafür setzt sich die OdA AgriAliForm ein.
Die Anzahl der Lernenden im Berufsfeld Landwirtschaft und deren Berufe nahm in den vergangenen Jahren stetig zu: Im Lehrjahr 2012/13 waren es 3339 Lernende, die in diesem Berufsfeld eine Grundausbildung absolvierten, und 2018/19 waren es bereits deren 3581. Der Trend der letzten Jahre bestätigt sich auch hier: Der Anteil der Personen, die eine Zweitausbildung absolvieren, trägt ebenfalls zur höheren Anzahl der Lernenden bei.
Anzahl Lernende im Berufsfeld Landwirtschaft und deren Berufe, Lehrjahr 2018/19
EFZ-Berufe | 1. Jahr | 2. Jahr | 3. Jahr | Total |
Landwirt/in | 695 | 1 088 | 1 168 | 2 951 |
Geflügelfachmann/-frau | 1 | 5 | 7 | 13 |
Gemüsegärtner/in | 30 | 29 | 37 | 96 |
Obstfachmann/-frau | 9 | 11 | 22 | 42 |
Winzer/in | 40 | 68 | 71 | 179 |
Weintechnologe/-technologin | 22 | 19 | 35 | 76 |
Alle EFZ-Berufe | 797 | 1 220 | 1 340 | 3 357 |
EBA-Berufe | 1. Jahr | 2. Jahr | 3. Jahr | Total |
Agrarpraktiker/in EBA | 82 | 142 | 224 | |
Alle Berufe des Berufsfelds | 879 | 1 362 | 1 340 | 3 581 |
EFZ = Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis
EBA = Eidgenössisches Berufsattest
Quelle: Agriprof
SwissSkills 2018
Die SwissSkills 2018 fanden vom 12. bis zum 16. September 2018 auf dem Messegelände der Bernexpo statt. Auf einer Fläche von ungefähr 40 Fussballfeldern wurden 75 Berufsmeisterschaften ausgetragen und 60 weitere Berufe vorgestellt. Während 2014 bloss der Beruf des Landwirts an den Berufsmeisterschaften vertreten gewesen war, wurden bei der Ausgabe von 2018 fünf weitere Berufsmeister aus dem Berufsfeld Landwirtschaft gekrönt. Nachdem an den AgriSkills 2016 in Moudon bereits eine Meisterschaft für die Winzer und die Weintechnologen ausgetragen worden war, organisierten 2018 auch die Gemüsegärtner und die Pferdefachpersonen ihre eigene Meisterschaft. Die Obstfachpersonen, die Geflügelfachpersonen und die Bioproduzenten waren in Form von Berufsdemonstrationen ebenfalls vertreten.
Während der fünf Tage vom 12. bis zum 16. September besuchten 120 000 Personen, davon mehr als 60 000 Schülerinnen und Schüler, die SwissSkills 2018. Das Berufsfeld Landwirtschaft konnte sich einem breiten Publikum präsentieren. Es zeigte sich von der besten Seite und hinterliess bei den Besucherinnen und Besuchern einen äusserst positiven Eindruck. Das allgemeine Auftreten und die jungen, motivierten Berufsleute, die vollen Einsatz leisteten und ihre Begeisterung zeigten, und natürlich auch die Tiere, die wie immer die Aufmerksamkeit auf sich zogen, trugen zum Erfolg bei. Am Sonntag zogen die mySkills- und Best-of-SwissSkills-Aktivitäten eine eindrückliche Anzahl von Schaulustigen an, die grosses Interesse an den Berufen zeigten. Die sehr positiven Medienberichte, insbesondere Radio- und Fernsehsendungen in allen Sprachregionen, haben wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen.
Urheberrecht: AgriAliForm, Fotografin: Rebekka Mathis
Loïc Bardet, AGORA, Präsident der AgriAliForm
Kontakt: Anton Stöckli, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation und Evaluation,
anton.stoeckli@blw.admin.ch
Mein Agrarbericht
Auswahl:
Stellen Sie sich Ihren eigenen Agrarbericht zusammen. Eine Übersicht aller Artikel finden Sie unter «Service».