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Als Teil des Landwirtschaftlichen Innovations- und Wissenssystems LIWIS ist die landwirtschaftliche und bäuerlich-hauswirtschaftliche Beratung in der Schweiz auf zwei Stufen organisiert. Die Direktberatung der Bauernfamilien geschieht vor Ort in erster Linie durch die kantonalen Beratungsdienste. In einigen spezifischen Wissensgebieten wie Bienen, Geflügel oder Alpwirtschaft sind Beratungsdienste von landwirtschaftlichen Organisationen tätig.

Die AGRIDEA unterstützt die Beratungskräfte in den Kantonen und Organisationen. Zu erwähnen sind im gesamten Wissens- und Innovationssystem weitere Akteure, die in Beratung und Informationsaustausch unterschiedlich stark aktiv sind: Agroscope, Fachhochschulen, das FiBL, Verbände, Medien und die Privatwirtschaft.

Finanzielle Mittel 2018

Der Bund leistet Finanzhilfen an die AGRIDEA und an einige der oben erwähnten Beratungsdienste in den spezifischen Wissensgebieten. Zudem unterstützt er Vorabklärungen für innovative Projekte. Ausserdem kann das BLW im Rahmen der wettbewerblichen Vergabe von Beratungsprojekten Vorhaben unterstützen, die es selber ausschreibt oder die ihm in Form von Beitragsgesuchen von Dritten eingereicht werden. Die kantonalen Beratungsdienste finanzieren sich durch Kantonsbeiträge und die Verrechnung von Leistungen.
 

Ausgaben des Bundes im Beratungswesen 2018

EmpfängerMio. Fr.
Beratungszentrale (AGRIDEA)8,2
Spezial-Beratungsdienste landwirtschaftlicher Organisationen 1,4
Vorabklärungen für innovative Projekte 0,3
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten: Ausschreibungen 0,1
Wettbewerbliche Vergabe von Beratungsprojekten: Beitragsgesuche 0,9
Total10,8

Quelle: Staatsrechnung

Neue Rahmenbedingungen für die AGRIDEA

In den vergangenen Jahren gab es intensive Diskussionen um die Aufgaben der AGRIDEA, ihre Rolle und ihren Platz im LIWIS. Die «Task Force AGRIDEA» der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren (LDK) kam zum Schluss, dass die Kantone als wichtigste Kunden in der Steuerung der AGRIDEA mehr Verantwortung übernehmen sollen. Gemäss den neuen Statuten haben die Kantone die Mehrheit der Sitze im Vorstand, und inhaltlich gibt die LDK der AGRIDEA sechs prioritäre Handlungsfelder vor, was zu einer Fokussierung ihrer Tätigkeiten führen soll. Die Aufgaben sind nach wie vor in der Landwirtschaftsberatungsverordnung festgelegt.

Aufgaben der AGRIDEA gemäss Landwirtschaftsberatungsverordnung:

  • Erarbeitung und Beurteilung von Methoden zur Beratung und Weiterbildung;

  • Einführung, Weiterbildung und Unterstützung in der Qualifizierung von Beraterinnen und Beratern;

  • Aufarbeitung, Zusammenstellung und Verbreitung von Informationen und Erkenntnissen;

  • Unterstützung von Beratungsdiensten und Organisationen;

  • Netzwerkfunktionen zur Förderung der Zusammenarbeit.

Prioritäre Handlungsfelder 2020–2021 gemäss Leistungsvereinbarung zwischen dem BLW und der LDK:

  • Wandel – den Wandel begleiten;

  • Unternehmertum fördern und Wertschöpfung steigern;

  • Schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen;

  • Biodiversität und Raum;

  • Umgang mit dem Klimawandel;

  • Technik, Technologie und Arbeitswirtschaft.

Der AGRIDEA obliegt es nun, aus diesen Vorgaben die konkreten Tätigkeiten und Projekte abzuleiten, mit denen sie die Beraterinnen und Berater in den Kantonen und den Organisationen wirksam und effizient unterstützt.

Wettbewerbliche Vergabe im Beratungswesen

Mit dem Mittel der wettbewerblichen Vergabe will das BLW den Wettbewerb und die Kostenvergleichbarkeit im Beratungswesen fördern.

Bei den Ausschreibungen beauftragte das BLW die AGRIDEA damit, Gesuchstellende von Ressourcenprojekten fachlich und im Vorgehen zu unterstützen. Gesuche haben damit an Qualität gewonnen, die Arbeit der Gesuchstellenden wie bei der Beurteilung im BLW wurde einfacher.

2018 wurden 23 Beitragsgesuche eingereicht, von denen zehn bewilligt wurden; beide Zahlen liegen leicht tiefer als im Vorjahr. Einige Gesuchstellende mussten ihre Anträge überarbeiten, bevor der Finanzhilfevertrag abgeschlossen werden konnte.

Das BLW lehnt Projekte selten aus formalen Gründen ab. Wichtigste Argumente bei der Ablehnung sind:

  • Das Projektziel wird als nicht oder zu wenig relevant beurteilt im Vergleich zu den Strategien und Aktionsplänen des Bundes; Projekte, die Lösungen für dringende Probleme der Praxis suchen, haben aber durchaus Chancen auf Genehmigung.

  • Die Methoden und Vorgehensweisen sind zu wenig wissenschaftlich oder nachvollziehbar beschrieben, so dass Zweifel bestehen, ob die Projektziele erreicht werden können.

  • Das Kosten-Nutzen-Verhältnis wird als ungenügend beurteilt; der Beitrag des BLW zur Beantwortung einer sehr spezifischen Frage ist zu hoch bzw. der Beitrag anderer, an den Projektresultaten interessierter Institutionen, ist zu klein.

Im Jahr 2018 waren insgesamt 33 Projekte am Laufen. Diese wurden mit 0,96 Millionen Franken gefördert. Über die gesamte Laufzeit gerechnet beträgt das Fördervolumen dieser Projekte 3,3 Millionen Franken. Projekte dauern von einigen Monaten bis maximal fünf Jahre.

Bewilligte Projekte können einer der vier Beratungsaufgaben und einer der drei strategischen Leitlinien des BLW zugeteilt werden.
 

Zugesicherte und 2018 ausbezahlte Mittel für Beratungsprojekte,
aufgelistet je nach Beratungsaufgabe und nach strategischer Leitlinie des BLW
(Ausschreibungen und Beitragsgesuche)

BeratungsaufgabeLaufende ProjekteZugesicherter Betrag über
die gesamte Laufzeit
Ausbezahlter Betrag 2018
 Anzahlin 1 000 Fr.in 1 000 Fr.
Beratungssystem optimieren
(Beratung <–> Praxis)
2280139
Neues Wissen in die Praxis
einführen (Wissenschaft <–> Praxis)
161 939507
Erfahrungen verbreiten
(Praxis <–> Praxis)
10629156
Rahmenbedingungen und Massnahmen vermitteln
(Verwaltung/Gesellschaft <–> Praxis)
5476158
Total333 324960

Quelle: BLW


Strategische Leitlinie
des BLW
Bewilligte ProjekteZugesicherter Betrag über
die gesamte Laufzeit
Ausbezahlter Betrag 2018
 Anzahlin 1 000 Fr.in 1 000 Fr.
Nachhaltige Produktion, Produkte und Leistungen121 341365
Wettbewerbsfähige Produktion und Produkte101 050302
Nutzung und Bewahrung der Produktionsressourcen11933293
Total333 324960

Quelle: BLW


Seit der Einführung des Instruments der wettbewerblichen Vergabe von Projekten im Beratungswesen vor fünf Jahren unterstützte das BLW insgesamt 70 Projekte mit über 5,3 Millionen Franken. Darunter gibt es viele Kleinprojekte von kurzer Dauer mit einer Fördersumme von wenigen Zehntausend Franken, aber auch einige grosse mit bis zu fünfjähriger Laufzeit und einem Fördervolumen von mehreren Hunderttausend Franken.

Bei den Kategorien «Beratungsaufgabe» liegt der Fokus regelmässig bei der Einführung neuen Wissens in die Praxis, doch auch der Verbreitung bestehender Erfahrungen kommt grosses Gewicht zu. Bei den Kategorien «strategische Leitlinie des BLW» ist die Differenzierung weniger prägnant.
 

Ausbezahlte Mittel für Beratungsprojekte pro Jahr
aufgelistet je nach Beratungsaufgabe und nach strategischer Leitlinie des BLW
(Ausschreibungen und Beitragsgesuche)

 2014*2015*2016*2017*2018*Total*
Beratungsaufgabe      
Beratungssystem optimieren
(Beratung <–> Praxis)
12596220111139691
Neues Wissen in die Praxis einführen
(Wissenschaft <–> Praxis)
1854195166925072 319
Erfahrungen verbreiten
(Praxis <–> Praxis)
2552922433731561 319
Rahmenbedingungen und
Massnahmen vermitteln
(Verwaltung/Gesellschafts <–> Praxis)
284311162941581 009
Total8491 1181 1411 2709605 338
       
Strategische Leitlinie des BLW      
Nachhaltige Produktion, Produkte
und Leistungen
365484 430218365 1 862
Wettbewerbsfähige Produktion
und Produkte
2603674666863022 081
Nutzung und Bewahrung
der Produktionsressourcen
224267 245366293 1 395
Total 8491 118 1 141 1 270 9605 338

*Ausbezahlte Beträge pro Jahr, in 1 000 Fr.

Quelle: BLW

Beispiele unterstützter Beratungsprojekte

Die beiden Kurzbeschreibungen präsentieren eine kleine Auswahl von Projekten, die das BLW finanziell unterstützte und die vor kurzem abgeschlossen wurden. Sämtliche bewilligten Projekte sind auf der Homepage des BLW zu finden:


TitelAgroforst Netzwerk Schweiz
Leitung / DurchführungAGRIDEA, Mareike Jäger
PartnerIG Agroforst, Agroscope
Laufzeit2014 – 2018
Gesamtkosten280 000 Franken
Beitrag BLW150 000 Franken


Bäume spielen in der Schweizer Agrarlandschaft traditionell eine wichtige Rolle. Sie dienen der Holz- und Fruchtproduktion und erbringen Umweltleistungen in den Bereichen Biodiversität, Boden- und Gewässerschutz. Traditionelle Hochstammobstgärten, wie sie die Kulturlandschaft in vielen Regionen der Schweiz prägen, sind gute Beispiele für diese multifunktionale Landnutzung. Moderne Agroforstanlagen weisen zusätzlich neben agronomischen, ökologischen und klimarelevanten Vorteilen auch die Eigenschaft auf, dass sie besser mechanisierbar sind als traditionelle Obstgärten. Aus diesen und weiteren Gründen führte AGRIDEA das Projekt «Agroforst» durch, dessen Hauptziel darin bestand, auf Pilotbetrieben die Etablierung von agroforstlichen Systemen auf landwirtschaftlich genutzter Fläche zu unterstützen. Der Schwerpunkt lag dabei auf den sogenannten silvoarablen Systemen, also der Kombination von Bäumen mit ackerbaulichem Unternutzen.
 

Zoom: foto_7_nussbaumpflanzung.png

Nussbaumpflanzung auf einer Ackerparzelle im Kanton Luzern. Urheberrechte: Mareike Jäger, AGRIDEA.
 

Zoom: ab19_datentabelle_grafik_politik_agroforst.png


Zusätzlich leistete das Projekt einen Beitrag, Agroforst als neue Form der Landnutzung in der Praxis einzuführen, Pionierbetriebe zu vernetzen und im Rahmen eines begleitenden, einfachen Monitorings die Entwicklung der Agroforst-Flächen zu dokumentieren. Auch das Zusammentragen des Erfahrungswissens zu diesem System unter Schweizer Bedingungen wurde in gebündelter Form zur Verfügung gestellt.

Am Ende entstand in Zusammenarbeit mit der IG Agroforst eine Beratungsstelle, die gemeinsam mit allen interessierten Akteuren aus Forschung, Beratung und Praxis Hilfsmittel in geeigneter Form anbietet sowie ein Weiterbildungsprogramm ausgearbeitet hat.

Die Resultate und Erfahrungen des Projekts wurden an einer Abschlusstagung vom 12. Dezember 2018 in Lindau vorgestellt. Darüber hinaus gibt es einen Abschlussbericht, in welchem die Projektresultate veröffentlicht wurden. Dieser ist online auf www.agroforst.ch verfügbar.
 

Zoom: foto_9_messung_kronenvolumen.png

Messung des Kronenvolumens auf einer Agroforst-Parzelle im Kanton Aargau. Urheberrechte: Mareike Jäger, AGRIDEA


TitelAusserfamiliäre Hofübergaben schweizweit fördern
Leitung / DurchführungKleinbauern-Vereinigung, Séverine Curiger
Partner 
LaufzeitOktober 2017 – September 2018
Gesamtkosten82 000 Franken
Beitrag BLW37 000 Franken


Landwirtschaftsbetriebe werden meistens innerhalb der Familie vererbt. Die Nachfrage nach Betrieben ausserhalb der familiären Hofübergabe übersteigt das Angebot bei weitem. Seit 2014 engagiert sich die Kleinbauern-Vereinigung deshalb mittels der Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe für den Zugang zu Land und einen funktionierenden Generationenwechsel in der Landwirtschaft. Im Frühjahr 2018 wurde im Rahmen des Projekts «ausserfamiliäre Hofübergabe» die Anlaufstelle in die italienisch- und französischsprachige Schweiz ausgeweitet. Neu können sich somit auch Personen aus der Romandie und der italienischsprachigen Schweiz in ihrer Muttersprache zum Thema informieren.
 

Zoom: foto_10_hofuebernahme.png

Familie Götsch hat den Rebbaubetrieb von Verena und Maro Klurfeld übernommen. Urheberrechte: Kleinbauern-Vereinigung.


Da Beratungsbedarf sowohl seitens der Hofsuchenden als auch der Hofabgebenden besteht, verfasste die Kleinbauern-Vereinigung gemeinsam mit Partnern die Broschüre «Hofübergabe ausserhalb der Familie» für Hofabgebende und boten in Kooperation mit drei landwirtschaftlichen Schulen einen Kurs für Hofsuchende zum Thema «Hofkauf ausserhalb der Familie: Fokus Finanzierung» an.

Durch Kooperation mit anderen Organisationen, die sich in diesem Bereich engagieren, und landwirtschaftlichen Schulen, konnte das bisherige Netzwerk verbessert und Multiplikatoren für das Thema sensibilisiert werden. Die eigenständige Website ermöglicht Interessierten, sich selbständig einen Überblick zum Thema zu verschaffen. Mit der neuen Website, dem Kursangebot und der Broschüre wird die ausserfamiliäre Hofübergabe in der ganzen Schweiz – über alle Sprachregionen hinweg – bekannter gemacht.

Die Anlaufstelle und ihre Arbeit wurde seit Anfang Jahr in den wichtigsten landwirtschaftlichen Zeitungen der Romandie und des Tessins porträtiert (Agri, Terre et Nature, Agricoltore Ticinese, Tessiner Zeitung) und an verschiedenen Veranstaltungen präsentiert, was zu einer weitergehenden Vernetzung beigetragen hat.
 

Zoom: hofuebergabe_dt.png

Anton Stöckli, Eva Joho, Markus Lötscher, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation und Evaluation,
anton.stoeckli@blw.admin.ch

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