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Die Veränderung des Klimas führt allgemein zu einer Verschiebung der Gunsträume für die landwirtschaftliche Produktion und bringt kurzfristig sowohl positive Aspekte (z. B. Verlängerung der Vegetationsperiode) als auch negative Auswirkungen (z. B. Schädlingsdruck infolge milderer Winter) mit sich. Längerfristig ist aufgrund der Zunahme der Witterungsextreme wie Hitze und Trockenheit auch hier mit einem erhöhten Risiko von Ertragsausfällen zu rechnen. Durch vorausschauende Anpassung an die Veränderung des Klimas kann die Landwirtschaft sich bietende Chancen nutzen und negative Auswirkungen auf Erträge und Umwelt abfedern. Klimadienstleistungen können sie dabei unterstützen.

Die Folgen sind bereits spürbar

Die globale Erwärmung machte auch im letzten Jahr keine Pause, mit Folgen für das regionale Klima. In der Schweiz war 2018 das wärmste Jahr seit Messbeginn. Das Temperaturmittel betrug 6,9°C und lag damit 1,5°C über dem Normwert 1981–2010. Der Anstieg der Temperatur seit 1950 ging mit einem immer früheren Vegetationsbeginn, einer früheren Blütezeit von Wiesenpflanzen und früheren Heuernteterminen einher. Der frühere Beginn der Vegetationszeit eröffnet im Futterbau neue Opportunitäten bei der Raufutterernte (Luder und Moriz 2005). Numerische Untersuchungen legen nahe, dass die Verlängerung der Vegetationszeit eine Zunahme der Assimilation und somit der Netto-Primärproduktion von temperierten Grünlandökosystemen nach sich gezogen hat (Piao et al. 2007).
 

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Der Beginn der Vegetationszeit wurde basierend auf den langjährigen Reihen der Lufttemperatur statistisch abgeleitet.


Ähnliche Tendenzen können ebenfalls bezüglich der Phänologie von Obstbäumen beobachtet werden. Die Zeitreihe am Referenz-Kirschbaum bei Liestal (https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/klimawandel-baselbieter-kirschen-bluehen-frueher) zeigt, dass die Blüte heute rund 14 Tage früher eintritt als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Diese Beobachtungen stimmen mit dem allgemeinen Trend zu einem früheren Datum der Blüte von Kirsche und Apfel überein (5 ± 1, bzw. 4 ± 1 Tage pro 10 Jahre) (Vitasse et al. 2017).
 

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Die Daten der Blüte des Referenz-Kirschbaums wurden freundlicherweise vom Landw. Zentrum Ebenrain (Andreas Buser, pers. Mitteilung) zur Verfügung gestellt.


Beim Getreide führte der Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte infolge höherer Wachstumsraten zu immer früheren Ernteterminen. Es sei jedoch bemerkt, dass die Klimaerwärmung nicht der einzige Grund für diesen Trend war, denn die Sortenzüchtung brachte im gleichen Zeitraum frühreifere Getreidesorten hervor. Da gleichzeitig die Phase der Kornfüllung ebenfalls durch die Züchtung verlängert wurde, konnten im Laufe der Zeit höhere Erträge erzielt werden (Meier 2015).

Schadinsekten und Witterungsvariabilität

Der Temperaturanstieg war nicht nur für die Pflanzenwelt von Bedeutung, sondern auch für die Tierwelt. Er begünstigte die Entwicklung vieler Schadorganismen. Gut dokumentiert ist zum Beispiel das immer frühere Erscheinen der ersten Generation des Apfelwicklers (Cydia pomonella), sowohl nördlich als auch südlich der Alpen (Stöckli et al. 2012). Wärmere Temperaturen förderten zudem die Verbreitung von invasiven, gebietsfremden Schadinsekten, wie die marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys; https://www.halyomorphahalys.com). Diese wurde 2004 zum ersten Mal in der Schweiz gesichtet. In der Zwischenzeit ist sie zu einem Problem für die Schweizer Landwirtschaft geworden.

Auf der anderen Seite waren Jahre mit extrem hohe Sommertemperaturen auch für einige Insekten problematisch. Bei der Möhrenfliege (Psila rosae), einem wichtigen Schädling im Karottenanbau in Nord- und Mitteleuropa, verursachten Trockenheit und Hitze in den Monaten Juni und Juli erhöhte Mortalitätsraten der Larven und Puppen. Dies führte zum Beispiel 2006, 2013, 2015, 2017 und 2018 zu einem äusserst schwachen Flug der dritten Möhrenfliegen-Generation (vgl. Medienmitteilung Agroscope).

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass in den letzten Jahren der Trend hin zu höheren Temperaturen von einer ausgeprägten Variabilität der Witterung begleitet wurde (Calanca 2016). Damit verbunden war ein zwischenzeitlich hohes Risiko von Schäden durch Extremereignisse. Erwähnenswert sind unter anderem der regnerische Frühling 2016, der nach Auftreten von Pilzkrankheiten für eine misslungene Weizenernte sorgte, die kalten Tage um den 23. April 2017, welche grosse Frostschäden im Obst- und Weinbau verursachten, und die aussergewöhnlich warmen und trockenen Sommer 2015 und 2018, die in vielen Regionen der Schweiz dem Futterbau und der Tierhaltung zusetzten.

Die durch die Frosttage im April 2017 verursachten Verluste liessen die Frage der Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse in einem wärmer werdenden Klima aufkommen. In der Studie von Vitasse et al. (2017) konnte gezeigt werden, dass ungeachtet der Temperaturzunahme das Frostrisiko im Obstbau in den letzten 30 Jahren nicht kleiner wurde, sondern in Regionen oberhalb 800 Meter über Meer grösser. Dies, weil der Trend zu einer immer früheren Blüte ausgeprägter war als der negative Trend im Datum der letzten Frühlingsfröste.

Messungen von MeteoSchweiz zeigen auch eine Zunahme bei Starkniederschlägen (Umbricht et al. 2013). Eine Fortsetzung dieses Trends über die nächsten Jahrzehnte scheint auf Grund der neuen Klimaszenarien für die Schweiz wahrscheinlich, mit Folgen für das Erosionsrisiko, vor allem in Gebieten die schon heute von diesem Problem betroffen sind (Prasuhn et al. 2018).

Häufigere Sommertrockenheit

Seit dem Rekordsommer 2003 litt die Schweiz mehrmals unter Trockenheit. Obwohl noch kein eindeutiger Trend zu längeren und/oder intensiveren Trockenheitsperioden vorliegt, konnte in einigen Regionen der Schweiz kürzlich eine Anhäufung von trockenen Jahren beobachtet werden. Im Jura war 2018 das vierte Jahr in Folge, in dem die Landwirtschaft von Wasserknappheit betroffen war. Die extreme Trockenheit von 2018 setzte zuerst in den östlichen Landesteilen ein, breitete sich jedoch im Laufe der Zeit auf das ganze Mittelland und die Westschweiz aus. In der Summe der Monate April–September erreichte sie eine ähnliche Ausdehnung wie in den bisherigen Rekordjahren 2003 und 2015, wobei die Trockenheit von 2015 bezüglich Intensität von jener in 2018 deutlich übertroffen wurde. Die Ausprägungen der Sommer 2015 und 2018 und die Folgen für die verschiedenen Sektoren, unter anderem auch für die Landwirtschaft, wurden in entsprechenden Berichten dokumentiert (https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/publikationen-studien/publikationen/Hitze-und-Trockenheit-im-Sommer-2015.pdf und https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/publikationen-studien/publikationen/hitze-und-trockenheit.html).
 

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Dargestellt ist die Dauer der Trockenheit (Anzahl Tage während den Monaten April bis September, an denen der Bodenwasserspeicher unter einem kritischen Schwellenwert lag). Bei den Resultaten handelt es sich um Modellrechnungen auf der Basis der räumlichen Wetterdaten von MeteoSchweiz.

NCCS – Netzwerk und Plattform für Klimadienstleistungen

Seit November 2018 steht unter http://www.nccs.ch eine Plattform zur Verfügung, die wissenschaftlich basierte Informationen und Daten über das vergangene, aktuelle und zukünftige Klima und seine Folgen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft bereitstellt. Die Plattform dient der Bündelung von Klimadienstleistungen, dem Dialog zwischen allen Akteuren und Akteurinnen im Bereich Klimadienstleistungen, der Verbreitung von Publikationen und Kommunikationsmaterialien zur Bewusstseinsbildung und Information.

Unter der Federführung von MeteoSchweiz wurde NCCS von verschiedenen Institutionen (darunter das BLW) und Partnern (darunter Agroscope und das FiBL) entwickelt, die zusammen das «National Centre for Climate Services NCCS» bilden. Die Gründung des NCCS geht auf den Bundesratsbeschluss zur «Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz» vom 9. April 2014 zurück. Mit dem Aufbau von NCCS folgte die Schweiz zudem der Empfehlung des Global Framework for Climate Services (GFCS) der World Meteorological Organization (WMO), nationale Koordinationsmechanismen zu etablieren.

www.nccs.ch bietet Informationen, die nach Regionen, Sektoren und Themenschwerpunkten organisiert sind. Prominent vertreten sind momentan die neuen Klimaszenarien für die Schweiz (CH2018). Für die Benutzerinnen und Benutzer stehen nicht nur eine Broschüre mit zusammenfassenden Informationen, sondern auch ein Web-basierter Atlas zur Verfügung, mit dem sich die CH2018-Szenarien aus verschiedenen Perspektiven erkunden lassen.

Für den Sektor Landwirtschaft sind ebenfalls zusammenfassende Informationen aufgeschaltet. Zusätzlich sind Resultate neuer Forschungsarbeiten zum Themenschwerpunkt «Schadorganismen» verfügbar.

www.nccs.ch wird kontinuierlich ausgebaut. Aus den bestehenden Themenschwerpunkten werden in den kommenden Monaten neue Ergebnisse aufgeschaltet. Beispielsweise von den zahlreichen Forschungsprojekten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen. Neue Themenschwerpunkte werden folgen. So ist eine breit angelegte Studie zu den Folgen des Klimawandels basierend auf den neuen Szenarien für die Schweiz in Planung. Damit soll eine relevante Entscheidungsgrundlage in Bezug auf die Anpassung bereitgestellt werden. Als Schnittstelle für den Dialog zwischen Produzenten und Nutzern von Klimadienstleistungen dienen unter anderem regelmässig stattfindende Foren. Sie dienen dazu, dass sich die Akteurinnen und Akteure vernetzen sowie interaktiv Ideen und Bedürfnisse austauschen.

Perspektiven für die Zukunft

Gemäss den neuen Klimaszenarien für die Schweiz wird die Temperatur auch in den kommenden Jahrzehnten ansteigen (NCCS 2018). Je nach Emissionsszenario ist bis Mitte des Jahrhunderts eine Erhöhung um 2 – 3°C im Jahresdurchschnitt möglich, wobei die Erwärmung im Sommer ausgeprägter sein wird als im Winter. Gleichzeitig zeigt sich eine Tendenz zur Abnahme der Sommerniederschläge, bei gleichzeitiger Zunahme der Winterniederschläge und, ganzjährig, der Starkniederschläge.

Der zukünftige Temperaturanstieg wird die Entwicklungsraten von Pflanzen und Tieren noch weiter beschleunigen. Im Obstbau werden kritische phänologischen Stadien wie Blüte und Reife noch früher eintreten, je nach Szenario bis zu 30 Tage früher bis Ende Jahrhundert. Damit einhergehend ist, je nach Region und Szenario, eine starke Zunahme des Auftretens von zusätzlichen Schädlingsgenerationen. Entsprechende Anpassungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft sind beispielsweise durch eine geeignete Sortenwahl vorhanden. Gemäss Modellauswertungen stellen nämlich zusätzliche Generationen nur für spätreifende Obstsorten ein Problem dar, während bei frühreifenden Sorten das Risiko sehr gering bleibt.
 

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Die fortschreitende Erwärmung wird auch in Zukunft die Verbreitung von Schadorganismen begünstigen. In einigen Fällen, wie bei der marmorierten Baumwanze, wird sich der Schädlingsdruck deutlich erhöhen. Auch wird das Potenzial für die Ansiedlung von weiteren gebietsfremden, invasiven Arten in vielen Fällen anschwellen. Laufende Forschungsarbeiten von Agroscope, WSL und FiBL im Rahmen von NCCS zeigen eine allgemeine Verschiebung der Gunsträume für Schadorganismen in der Liste der EPPO (European Plant Protection Organisation) von den Mittelmeerländern nach Mittel- und Nord-Europa, mit einer Zunahme der Arten die sich in der Schweiz etablieren könnten.

Auch die Trockenheit könnte in Zukunft vermehrt zu einem Problem für die Landwirtschaft werden. Die neuen Klimaszenarien zeigen eine leichte Abnahme der kumulierten Niederschlagsmengen im Spätfrühling und Sommer und, in ausgeprägter Form, eine Zunahme der Dauer von Trockenheitsperioden. Ein verbreiteter Einsatz von Bewässerung könnte bis zu einem gewissen Grad als Anpassungsoption in Betracht gezogen werden. Mögliche Nutzungskonflikte mit anderen Sektoren drängen jedoch auf genauere Untersuchungen der tatsächlichen Möglichkeiten. Dabei ist auch die Gefahr von Fehlanpassung zu berücksichtigen, die aus Zielkonflikten zwischen Produktion von Lebensmitteln und Erbringung von anderen Ökosystemleistungen entstehen könnten (Holzkämper 2019).
 

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Die Dauer der Trockenheit ist definiert als Anzahl Tage von April bis September, an denen der Bodenwasserspeicher unter einem kritischen Schwellenwert liegt. Bei den dargestellten Daten handelt es sich um modellgestützte Auswertungen basierend auf beobachteten Wetterdaten (links) und CH2018-Szenarien für das Emissionsszenario RCP8.5 (rechts). Das rote Band gibt den Unsicherheitsbereich wieder.

Pilotprogramm Klimaanpassung in der zweiten Runde

Zur Unterstützung der Kantone, Regionen und Gemeinden beim Umgang mit den neuen Herausforderungen hat das BAFU gemeinsam mit weiteren Bundesämtern – darunter auch das BLW – das Pilotprogramm «Anpassung an den Klimawandel» lanciert. Das Pilotprogramm zielt darauf ab, innovative und beispielhafte Projekte zur Anpassung an den Klimawandel in Kantonen, Regionen und Gemeinden anzustossen und mit Hilfe finanzieller Unterstützung des Bundes umzusetzen. Die Projekte sollen dazu beitragen, vor Ort die Klimarisiken zu verringern, allfällige Chancen zu nutzen und die Anpassungsfähigkeit zu steigern. Die Sensibilität der Betroffenen für die Anpassung soll erhöht und die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren gefördert werden.

Der Bund führte 2013 einen ersten Projektaufruf durch. Von den insgesamt 105 eingereichten Projekten wurden 31 Vorhaben ausgewählt. Sie waren fünf thematischen Clustern zugeordnet und wurden zwischen 2014 und 2016 umgesetzt. Unter den Projekten befanden sich auch einige mit starkem Bezug zur Landwirtschaft. Vom BLW wurden die Entwicklung eines Trockenheitsindex für Grasland als Grundlage für eine Versicherung, ein Simulationsmodell der verfügbaren Wasserressourcen und des Bewässerungsbedarfs einer Region, Anpassungsmöglichkeiten im Acker- und im Futterbau sowie der Aufbau eines Überwachungssystems für Pflanzenschädlinge unterstützt. Mit einer Abschlusstagung im Oktober 2017 ging die erste Programmphase zu Ende. Die Ergebnisse der Programmphase 2013 – 2017 sind in einer Schlusspublikation und einem Video zusammengefasst (https://www.nccs.admin.ch/nccs/de/home/massnahmen/pak.html). Dort finden sich auch weitere Informationen und Produkte zu den einzelnen Projekten.

Der erneute Projektaufruf für die Zweite Programmphase 2018 – 2022 ist auf grosse Resonanz gestossen. Insgesamt sind über 130 Interessensbekundungen eingegangen. 50 dieser Projekte wurden angenommen und befinden sich in der Umsetzung. Unter anderen werden folgende Vorhaben unterstützt:

  • Fliessgewässer im Sommer: Landwirte, Fischer und andere Betroffene erfassen mittels einer Smartphone-App Abflussdaten von ausgewählten Fliessgewässern in den Kantonen Baselland und Solothurn. Diese Daten dienen als Grundlage für eine fundierte Wasserbilanz. Darauf aufbauend wird ermittelt, ob mit zusätzlichen lokalen oder regionalen Wasserspeichern zukünftig genügend Wasser für die Bewässerung bereitgestellt werden könnte.

  • Chance für die Landwirtschaft: Das Projekt erarbeitet für das Bünztal im Kanton Aargau eine breit abgestützte Strategie für eine klima- und standortangepasste Produktion. Im Zentrum steht die Frage, welche Möglichkeiten und Grenzen für die landwirtschaftliche Entwicklung unter trockeneren Klimabedingungen bestehen. Dazu wird erstmals das Instrument der landwirtschaftlichen Planung systematisch für den Bereich Wasser angewandt. Ausserdem werden Grundlagen aus der ersten Phase des Pilotprogramms zu einem räumlichen Kultur-Wasser-Modell weiterentwickelt.

  • Hitzestress bei Weidekühen: Hitzestress kann die Leistung, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere ernsthaft beeinträchtigen. Gerade Milchvieh ist besonders anfällig. Ziel dieses Projekts ist es, eine Methode zu entwickeln, um Hitzestress bei Weiderindern frühzeitig und zuverlässig zu erkennen und effektive Strategien zur Minimierung der Hitzelast zu evaluieren. So könnten negative Folgen vermieden und das Tierwohl verbessert werden.

  • Weinbau in Neuenburg: Im Projekt werden detaillierte Klimakarten für den Weinbau erstellt. Dazu werden jährliche Variabilitäten von klimatischen Parametern und bioklimatischen Indizes analysiert. Ebenfalls werden Informationen aus Versuchen mit neuen Rebsorten beigezogen. Schliesslich werden die Daten mit den Klimaprojektionen verknüpft. Auf dieser Basis können Anpassungsstrategien evaluiert und Empfehlungen für den Weinbau abgeleitet werden.

Die Projekte werden 2021 abgeschlossen. Im Folgejahr werden die Ergebnisse wiederum zusammengefasst und verbreitet mit der Absicht, einen Nutzen über die Projektregionen hinaus zu stiften.

Koordiniertes Vorgehen bei der Anpassung

Massnahmen zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits heute nötig und werden in Zukunft immer wichtiger. Die Strategie des Bundesrates setzt den Rahmen für das koordinierte Vorgehen der Bundesämter (Bundesrat 2012). Im dazugehörigen Aktionsplan sind die Anpassungsmassnahmen der Bundesämter für den Zeitraum 2014 – 2019 zusammengefasst (Bundesrat 2014). 54 der insgesamt 63 Massnahmen sind Aktivitäten in den Sektoren Wasserwirtschaft, Umgang mit Naturgefahren, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Energie, Tourismus, Biodiversitätsmanagement, Gesundheit und Raumentwicklung. Die meisten dieser Massnahmen zielen darauf ab, die Rahmenbedingungen für Anpassungen an den Klimawandel zu überprüfen oder die Wissensgrundlagen durch Monitoring und Forschung zu verbessern. Neun Massnahmen sind sektorenübergreifend ausgerichtet. Sie sollen die Wissensgrundlagen sowie die Handlungsfähigkeit durch Koordination, Information und Sensibilisierung verbessern. Im Vordergrund stehen die regelmässige Aufdatierung der Klimaszenarien und der hydrologischen Szenarien, die schweizweite Analyse der Chancen und Risiken des Klimawandels sowie die Zusammenarbeit und Koordination der Anpassung zwischen Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden. Ein weiterer Aktionsplan für 2020–2025 wird folgen. Im Sinne der Kontinuität werden viele Massnahmen aus dem ersten Aktionsplan weitergeführt. Für die Landwirtschaft bleiben ein optimierter Einsatz von angepassten Sorten und Rassen und eine schonende Nutzung von Boden und Wasser zentral. Insbesondere sollen Grundlagen für eine standortangepasste Bewirtschaftung und Risikomanagementinstrumente bereitgestellt werden.

Literatur

Bundesrat, 2012: Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz. Ziele, Herausforderungen und Handlungsfelder. Erster Teil der Strategie des Bundesrates vom 2. März 2012.

Bundesrat, 2014: Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz. Aktionsplan 2014 – 2017. Zweiter Teil der Strategie des Bundesrates vom 9. April 2014.

Calanca P., 2016: Frühlingswetter hatte schon immer seine Launen. Schweizer Bauer, Ausgabe 03.08.

Holzkaemper A., 2019: Klimawandel und Landwirtschaft – Neue Nutzungskonflikte um das Wasser? In: Nachhaltigkeitstag Agroscope. 24.01., Agroscope.

Luder W., Moriz C., 2005: Raufutterernte: Klimaerwärmung besser nutzen. FAT-Berichte Nr. 634. Agroscope.

Meier S., 2015: Ernte wird immer hektischer. Schweizer Bauer, Ausgabe vom 21.01. https://www.schweizerbauer.ch/pflanzen/ackerbau/ernte-wird-immer-hektischer-20417.html

NCCS (Hrsg.), 2018: CH2018 – Klimaszenarien für die Schweiz. National Centre for Climate Services, Zürich. 24 S.

Piao S., Friedlingstein P., Ciais P., Viovy N., Demarty J., 2007: Growing season extension and its impact on terrestrial carbon cycle in the Northern Hemisphere over the past 2 decades. GLOBAL BIOGEOCHEMICAL CYCLES, VOL. 21, GB3018, doi:10.1029/2006GB002888.

Prasuhn V., Jeangros B., Zimmermann M., 2018: Bodenerosion und Bodenbedeckung. Agrarbericht 2018, Bundesamt für Landwirtschaft (https://www.agrarbericht.ch/de/umwelt/boden/bodenerosion-und-bodenbedeckung).

Stoeckli S., Samietz J., Hirschi M., Spirig C., Rotach M., Calanca P., 2012: Einfluss der Klimaänderung auf den Apfelwickler. Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau 148: 7 – 10.

Umbricht A., Fukutome S., Liniger M. A., Frei C., Appenzeller C., 2013: Seasonal variation of daily extreme precipitation in Switzerland, Scientific Report MeteoSwiss, 97, 122 S.

Vitasse Y., Schneider L., Rixen C., Christen D., Rebetez M., 2017: Increase in the risk of exposure of forest and fruit trees to spring frosts at higher elevations in Switzerland over the last four decades. Agricultural and Forest Meteorology, 248, 60 – 69.

Pierluigi Calanca, Agroscope, und Daniel Felder, BLW, Fachbereich Agrarumweltsysteme und Nährstoffe,
daniel.felder@blw.admin.ch

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